www.mz-web.deAnhaltKurier, 09.10.2009
Wasserturm-Sanierern geht Geld aus

Begonnene Dach-Rekonstruktion wird immer teurer - Arbeiten werden vorerst beendet - Not-Sicherung ist geplant

VON STEFFEN BRACHERT

Dessau/MZ. Hoffnung hatte es bis zuletzt gegeben. Wilhelm Kleinschmidt aber mochte diese nicht mehr nähren. "Es gab heute früh einen Anruf", berichtete der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins für den Wasserturm am Dessauer Lutherplatz. Die Aussage war eindeutig. "Wir bekommen in diesem Jahre keine Mittel mehr aus dem Stadtumbau-Topf."
 
Auf 100 000 Euro hatte der Verein gehofft. "Mit Spendengeldern und vielleicht auch Bürgschaften hätten wir daraus 250 000 Euro, ja 270 000 Euro gemacht", sagt Hans Tobler, Chef des Fördervereins, der sich vor ein paar Jahren dem völlig maroden Denkmal angenommen hat.


Das Dach ohne Ecken: Die Arbeiten enden vorerst. (FOTO: MZ)

Die Summe hätte dem Betrag entsprochen, der notwendig ist, die begonnene Dachsanierung des Wasserturms abzuschließen. Von diesem Ziel aber hat sich der Verein am Donnerstag verabschiedet. "Wir stehen an einem Scheidepunkt. Unser Geld ist aufgebraucht", räumte Tobler ein. "Wir müssen die Arbeiten deshalb jetzt abbrechen."
 
Das Problem ist schnell beschrieben: Die Kosten für die Sicherung der Dachkonstruktion des Wasserturms sind seit Beginn der Arbeiten völlig aus dem Ruder gelaufen: 250 000 Euro waren anfangs veranschlagt. Das Geld hat der Verein zusammenbekommen. Nicht zuletzt Dank vieler Spenden und einer Dachziegel-Aktion, die in der Stadt großen Anklang fand. Doch es war viel zu wenig. Tobler schätzte die notwendigen Gesamtkosten am Donnerstag auf 520 000 Euro. Nur für das Dach.
 
So kommt es, dass die Dachkonstruktion erneuert und das Dach gedeckt ist, die vier Ecktürme und die Laterne an der Spitze des Wasserturms aber noch nicht fertig sind. Das hat Folgen. "Wir brauchen ein Notdach für die Ecken, müssen den Turm mit einem Netz sichern", sagt Detlef Münnich vom gleichnamigen Architekturbüro, das die Planung und Bauüberwachung übernommen hat. "Es sind Dinge, die wir uns ersparen wollten."
 
Die Sicherungsarbeiten verschlingen eine vierstellige Summe - und damit Geld, was nicht mehr zur Sanierung zur Verfügung steht. "Das ist bedauerlich, fast schon ärgerlich", sagt Tobler. Vor allem, weil der Verein noch eine zusätzliche Entscheidung treffen musste. Da der Winter bevorsteht und unklar ist, wann die Bauarbeiten weitergehen, werden auch die äußeren Gerüste abgebaut, die natürlich auch Kosten verursachen.
 
"Wir hätten den Wasserturm gern im nächsten Jahr zur Internationalen Bauausstellung fertiger gezeigt", gestand Tobler, der sich bei einem Blick in die Zukunft schwer tat. In der Winterpause ist eine Bestandsaufnahme unerlässlich, verbunden mit einem Plan, wie es weitergehen kann.

WASSERTURM  
Verein hat sich im Oktober 2006 gegründet

Der Verein zur "Förderung und Erhaltung des Neuen Wasserturmes" wurde am 26. Oktober 2006 auf Initiative des Stadtwerke-Chefs Hans Tobler gegründet mit dem Ziel, den 1896 und 1897 am Lutherplatz erbauten Wasserturm vor weiterem Zerfall zu schützen, äußerlich möglichst originalgetreu zu restaurieren und perspektivisch durch eine kostendeckende Nutzung dauerhaft zu erhalten. An der Gründungsversammlung im Saal der Stadtwerke nahmen mehr als 30 interessierte Dessauer Privatpersonen und Unternehmen teil. Die Eintragung in das Vereinsregister erfolgte am 13. Februar 2007. Im Mai 2007 kaufte der Verein das über 60 Meter hohe Denkmal.


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