www.mz-web.deAnhaltKurier, 18.11.2009
Trotz herber Schlappe soll es im Jahr 2010 weitergehen

Verein will mit Kredit offene Rechnungen begleichen und stellt Konzept für weitere Vorgehensweise vor. Grundsätzlich denkt niemand über Aufgeben nach.

VON ANNETTE GENS
     
 
Der Wasserturm vor und nach den Sanierungsarbeiten. (FOTOS: Dohmeyer)

DESSAU/MZ. Der Wasserturmverein hat in diesem Jahr trotz vieler Bemühungen, die Arbeiten am Bauwerk am Dessauer Lutherplatz voranzutreiben, eine herbe Schlappe einstecken müssen. Der Kassensturz, den Schatzmeister Rainer Storch am Montag auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vollzog, klingt eher nüchtern. Mit einem Guthaben von 48 000 Euro war der Verein 2009 gestartet. 100 000 Euro Fördergelder gab es vom Stadtumbau-Ost. Lotto Toto steuerte mit 52 000 Euro nicht die vom Verein erhoffte Fördersumme bei. Eine von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz bereits symbolisch übergebene Spende sei noch nicht überwiesen. Derzeit, so Storch, verfüge der Verein über ein Guthaben von rund 3 000 Euro. Die reichen bei weitem nicht, um offene Rechnungen zu begleichen.
 
Forderungen in Höhe von rund 50 000 Euro u. a. für erbrachte Handwerkerleistungen sind noch offen. Da in den nächsten Wochen mit keiner Unterstützung in dieser Größenordnung zu rechnen sei, wurden die Mitglieder gebeten, einer vorübergehenden Kreditaufnahme zuzustimmen, was sie letzten Endes auch einstimmig befürworteten.
 
Das Problem des Wasserturmvereins ist schnell beschrieben: Die Kosten für die Sicherung der Dachkonstruktion des Bauwerks sind aus dem Ruder gelaufen: 250 000 Euro waren anfangs veranschlagt.
 
Das Geld hat der Verein zusammenbekommen. Nicht zuletzt Dank vieler Spenden und einer Dachziegel-Aktion, die in der Stadt großen Anklang fand. Doch es war viel zu wenig, der Bau bot mehr Überraschungen. Vereinsvorsitzender Hans Tobler schätzt die notwendigen Gesamtkosten mittlerweile auf 520 000 Euro nur für das Dach. So kommt es, dass die Dachkonstruktion erneuert und das Dach gedeckt ist, die vier Ecktürme und die Laterne an der Spitze des Wasserturms aber noch nicht fertig sind. Der Verein brauchte ein Notdach für die Ecken. "Das wollten wir uns eigentlich ersparen", meinte Vereinsmitglied Wilhelm Kleinschmidt. Die Sicherungsarbeiten verschlangen eine vierstellige Summe - und damit Geld, was nicht mehr zur Sanierung zur Verfügung steht. Da der Winter bevorsteht und unklar ist, wann die Bauarbeiten weitergehen.
 
Mit dem Kredit will der Verein zunächst die laufenden Ausgaben decken, sagte Tobler und erklärt, wie der Vorstand gedenkt, mittelfristig das Projekt Sanierung Wasserturm zu einem guten Ende zu bringen.
 
Firmen und Bürger sollen helfen
 
Ohne Hilfe von Land und Stadt werde dies nicht möglich sein, betonte er. Der Verein müsse aber auch mit eigener Kraft das Projekt vorantreiben. Große Hoffnungen werden weiterhin in Spenden-Aktionen gesetzt. Hans Tobler berichtete, dass sich nach dem Bekanntwerden der finanziellen Schwierigkeiten allein im Oktober und November mehr als 140 Dessauer an der Spenden-Aktion beteiligt hatten. "Das zeigt uns, dass viele Menschen sich mit dem Projekt identifizieren."
 
In weiterer bürgerschaftlicher Hilfe und auf die Unterstützung von Firmen sieht denn der Vorstand weitere Möglichkeiten, die Sanierung des Bauwerks zu einem glücklichen Ende zu führen. Abgeschlossen sollen dazu Sponsoring-Verträge mit Dessauer Unternehmen. Tobler: "Wenn es uns gelänge, 100 Unternehmen zu überzeugen über einen Zeitraum von fünf Jahren jährlich 200 Euro für den Wasserturm zu spenden, stünden uns weitere 200 000 Euro zur Verfügung. Der Vereins-Vorstand setzt außerdem auf die Gründung einer Leihgemeinschaft, die regelmäßig einen Obolus für den Wasserturm zur Verfügung stelle, sich verpflichte, über mehrere Jahre monatlich zwischen 10 bis 20 Euro für die Sanierung zu spenden.
 
Konzept angemahnt
 
Mit einigen Firmen der Region hat der Vorstand bereits Gespräche aufgenommen - sie hätten positiv reagiert, sagte Tobler. Der Vereinsvorsitzende hob außerdem das Engagement einer Dessauer Familie hervor. Monat für Monat überweise diese 10 Euro für das Bauvorhaben Wasserturm. "Wenn es uns gelänge, weitere Bürger zu gewinnen, wäre das eine gute Sache."
 
Auf der Mitgliederversammlung wurde auch darüber diskutiert, dass der Verein den Spendern ein schlüssiges Nutzungskonzept vorlegen müsse. Das würde mehr Dessauer zur Unterstützung des Vorhabens motivieren. Die Botschaft war angekommen, auf der Zusammenkunft wurden zunächst aber greifbare Ziele festlegt: Die Dachsanierung soll im kommenden Jahr vollendet werden. Man wolle, dass der Turm zum Tag des offenen Denkmals im September 2010 von jedermann begehbar ist. Keine leichte Aufgabe: Denn dazu muss zunächst ein baufälliges Deckengeschoss gesichert werden. Erste Vorschläge, wie das gelingen könnte, wurden auf der Zusammenkunft diskutiert.

WASSERTURMVEREIN  
Klausur war erforderlich

Anfang 2010 wird der Verein Neuer Wasserturm seine reguläre Jahreshauptversammlung einberufen. Dort wird beraten, wie es mit dem Bauprojekt Wasserturm weitergeht. Die Außerordentlichr Zusammenkunft vergangenen Montag war notwendig, weil ein Vereinsvorstand nicht alleine über die Aufnahme eines Kredites entscheiden kann. Diese ist notwendig, um Rechnungen zu begleichen.


Der Vereinsvorstand machte am Montag klare Aussagen.

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